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Das Land der Dichter & Denker

„Carpe diem“, „La vie est belle“ oder „Der Weg ist das Ziel“ - Wir kennen sie alle, die Sprüche, die als Wand-Tattoos unsere heimischen Wohn-, Ess- oder Schlafzimmer schmücken und uns  jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht zaubern sollen. Wir können eben nicht genug bekommen von den Weisheiten aus früherer Zeit, die heute wieder aktueller denn je sind. Doch haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wer die Persönlichkeiten sind, die sich hinter diesen Zitaten verbergen?

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Gruppenreisen nach Deutschland

Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben.

Theodor Fontane

Die Qual der Wahl

Wenn wir uns im Ausland als „Deutsche“ vorstellen, heißt es von unserem Gegenüber öfter einmal: „Oh Deutschland, das Land der Dichter & Denker“. Doch wieso ist Deutschland als Land der Dichter & Denker bekannt? Das wollen wir klären! Fragen wir hierzu eine der zahlreichen Online-Suchmaschinen im World Wide Web und geben die Schlagworte „bekannteste Dichter weltweit“ ein. Was denken Sie, was uns angezeigt wird? Nun, je nach Größe des Monitors bekommt man als Suchender eine ganz ordentliche Zahl an Ergebnissen präsentiert. Ganz vorne mit dabei sind Goethe, Schiller, Shakespeare, Heine, Rilke oder auch Fontane. Fällt Ihnen dabei auch etwas auf? Nun, der einzige von ihnen, der nicht in Deutschland geboren wurde, ist William Shakespeare. Kein Wunder, denn Deutschland gilt seit jeher als Land der Vielschreiber.


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Erstmals beschrieb der Literaturhistoriker Wolfgang Menzel im Jahr 1836 die Deutschen als Volk, das es liebt, zu denken und zu dichten. Er bezog sich hier zwar nur auf die großen Künstler wie Goethe, Schiller oder Lessing, jedoch wurde hier der Grundstein für den späteren Ausruf „Land der Dichter und Denker“ gelegt.

Goethe und Schiller Denkmal in Weimar

Goethe und Schiller, die beiden sind vermutlich vielen noch aus der Schulzeit im Gedächtnis geblieben. Wer weiß, vielleicht könnten die Kenner unter Ihnen sogar eine Kurzbiografie über einen der beiden deutschen Berühmtheiten halten. Und auch Werke wie „Faust“, „Die Leiden des jungen Werther“, „Die Glocke“ oder „Kabale und Liebe“ sind bestimmt Vielen noch ein Begriff. Doch wie sieht es mit Theodor Fontane aus? Kennen Sie sein beachtliches Leben? Schauen wir uns doch gemeinsam an, wer Fontane war, welche schönen Werke hat er damals verfasst und vor allem, was den Schriftsteller für uns als Reisefans so interessant macht. Aber alles zu seiner Zeit.

Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt,
in der Hoffnung,
sie mit der Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.

Theodor Fontane

Theodor Fontane

Zum Einstieg fangen wir einfach mit den fünf wichtigsten Eckdaten an:
Name: Heinrich Theodor Fontane
Geboren: 30. Dezember 1819 in Neuruppin
Beruf: Apotheker und Schriftsteller des Realismus
Bekanntes Werk: Effi Briest
Gestorben: 1898 in Berlin

Der Anfang eines Schriftstellers

Diese fünf Zeilen sagen natürlich nicht viel über einen Menschen aus. Starten wir also am besten vorne. Die ersten Jahre lebte Fontane mit seinen Eltern in Neuruppin. Hier, nordwestlich von Berlin, befindet sich das heute denkmalgeschützte Geburtshaus Fontanes, welches damals die Apotheke seines Vaters war. Aufgrund von Spielschulden war sein Vater gezwungen die Familienapotheke zu veräußern. Die Familie zog daraufhin nach Swinemünde, wo Fontanes Vater später erneut eine Apotheke eröffnete.

Auf den Spuren von Theodor Fontane

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Wie viele Jugendliche suchte auch Fontane nach seiner Bestimmung im Leben, wurde allerdings lange nicht fündig. Nach Gymnasium und Gewerbeschule probierte er sich, wie sein Vater, als Apotheker. Doch das Mischen und Entwickeln von Rezepturen war ihm zu eintönig, sodass er anfing, neben der Arbeit Gedichte und kurze Prosastücke zu verfassen. Die Leidenschaft für das Schreiben wurde schnell größer und schon während seiner Ausbildung zum Apotheker erschein seine erste Novelle mit dem Titel Geschwisterliebe. Aber auch die Literatur anderer Schriftsteller interessierte ihn und so veranstaltete er Lesezirkel, in denen er sich schon recht früh durch die Literatur, welche er im Zirkel vorstellte, politisch positionierte.


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Prosa sind Texte/Äußerungen, die an nichts gebunden sind. Das bedeutet, dass sie weder durch Verse oder Reime noch Rhythmus gebunden sind. Daher wird die Prosa als ungebundene Rede bezeichnet. Wir benutzen diese Form in der Alltagssprache, wie auch in der Literatur.

Denn man hört nie auf erziehungsbedürftig zu sein;

ich gehe noch jetzt in die Schule und lerne von Leuten, die meine Enkel sein könnten.

Theodor Fontane

Der politische Einfluss

Nach seiner Apothekerlehre verschlug es Fontane über Umwege nach Leipzig, wo er erstmals politisch Gleichgesinnte kennen lernte. Fortan galt sein Interesse dem demokratischen Gedankengut und Georg Herwegh, welcher zu den radikalsten Denkern und Schreibern der Vormärz-Epoche gehörte, wurde ein Vorbild, bis der damals 23-jährige Fontane am 23. Juli 1843 von seinem Freund Bernhard von Lepel in den literarischen Verein Tunnel über der Spree eingeführt wurde. Hier traf Fontane viele wichtige Persönlichkeiten und wendete sich im Laufe der Zeit immer mehr von der „Herweghschen Manier“ ab. Die bevorzugte typische Gedichtform war von nun an die Ballade.


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Tunnel über der Spree war eine literarische Gesellschaft, die unter der Bezeichnung „Sonntags-Verein zu Berlin“ im Jahr 1827 gegründet wurde. Im Laufe der Zeit hatte die Gesellschaft 214 Mitglieder und prägte über 70 Jahre das literarische Leben Berlins. Neben Fontane waren Theodor Storm und Felix Dahn einige bekannte Mitglieder.

Eine andere literarische Wunderwelt

Wer reisen will, muss zunächst Liebe zu Land und Leute mitbringen, zumindest keine Voreingenommenheit.
Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden anstatt es durch Vergleiche tot zu machen.

Theodor Fontane

Fontanes Werdegang - Vom Apotheker zum Reiseführer

1847, mittlerweile hatte er auch ein Studium abgeschlossen, fehlten Fontane die finanziellen Mittel, um eine eigene Apotheke aufzumachen. Er trat eine Stelle als Apotheker an. Gleichzeitig gab er seiner schriftstellerischen Begabung eine neue Richtung und wurde zunächst freier Journalist. In dem was er tat, war er ziemlich erfolgreich, jedoch auch, wie man heute wohl sagen würde, recht kontrovers, denn einige seiner Artikel fielen später einer Zensur zum Opfer. In dieser Zeit galt er als radikaler Linker. Er wechselte noch einmal seinen Job und unterrichtete nun angehende Apotheker. In dieser Zeit begann er auch, Briefe zu verfassen und wurde zu einem der fleißigsten Briefeschreiber seiner Epoche.


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Heutzutage kann man sich kaum noch vorstellen, dass überhaupt jemand Briefe schreibt. In Zeiten von SMS und WhatsApp klingen Briefe manchmal nach einer Zeit vor unserer Zeit, oder? Vielleicht klingt es deshalb für uns einfach unglaublich, dass die Anzahl Fontanes verfassten Druckseiten auf über 5000 geschätzt wird und davon noch nicht alle vollständig ediert wurden.

1850 heiratete Fontane seine Frau Emilie Rouan-Kummer, die er bereits an der Gewebeschule kennen gelernt hatte und ließ sich später als Journalist anstellen. Diese Anstellung führte ihn unteranderem nach England und er verbrachte einige Jahre in London, wo er sogar als Agent der preußischen Regierung agierte. Als Fontane zurück nach Deutschland kam, hatte die Regierung gewechselt und er fand keine passende Anstellung mehr. Von nun an wendete er sich deshalb der Reiseliteratur zu. Da nicht viele Menschen aufgrund ihrer finanziellen Lage reisen konnten, erfreute sich seine Reiseliteratur großer Beliebtheit. Denn so wie wir heute, träumten auch damals schon die Menschen von fernen Ländern und einzigartigen Ortschaften. Daher schrieb Fontane Geschichten von unbekannten Ländern und Städten. Er verfasste immer mehr Reiseberichte und so kam es, dass er ein Buch über seine Heimat mit dem Titel Grafschaft Ruppin veröffentlichte. Später wurde die zweite Auflage mit dem Titel Wanderungen durch die Mark Brandenburg veröffentlicht. Wie man merkt, mochte Fontane Brandenburg und seine schöne Umgebung - wir  übrigens auch, vor allem den Spreewald.

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Es ist die Lagunenstadt im Taschenformat, ein Venedig, wie es vor 1.500 Jahren gewesen sein mag,

als die ersten Fischerfamilien auf seinen Sumpfeilanden Schutz suchten.

Theodor Fontane

Auch mit seiner Frau unternahm er viele Reisen, wie z.B. durch die schönsten Gegenden von Österreich, Italien  und der Schweiz.

Wir müssen verführerisch sein, sonst sind wir gar nichts.

Theodor Fontane

Ein bekannter Autor

Es war 1876, als Fontane sich erneut entschied als freier Autor zu arbeiten. Es waren erfolgreiche Jahre mit vielen Werken. So erschien 1878 Vor dem Sturm und 1888 eines seiner bekannteren Werke mit dem Titel Irrungen, Wirrungen sowie 1895/1896 schließlich sein Buch Effi Briest.


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Effi Briest ist ein siebzehnjähriges Mädchen, das unter dem Einfluss ihrer Mutter zur Hochzeit mit dem doppelt so alten Baron von Innstetten gezwungen wird. Unglücklich verheiratet ist Effi machtlos, sich gegen die Annäherungen des Majors Crampas zu wehren. Die beiden treffen sich heimlich in den Dünen der Ostsee. Effi leidet unter der Beziehung und muss ihrem Mann etwas vorspielen. Durch die Beförderung des Barons ziehen die Eheleute nach Berlin und Effi kann die Affäre vergessen. Während Effi für einen Kuraufenthalt auf der schönen Insel Rügen ist durchsucht der Baron ihre Sachen und findet die Liebesbriefe von seiner Ehefrau und dem Major. Innstetten ist nicht bereit seiner Frau zu verzeihen und lässt sich von ihr scheiden. Für Effi bedeutet dies eine gesellschaftliche Ächtung. den sozialen Abstieg in der Gesellschaft. Auch ihre Eltern verstoßen sie und so lebt sie ein trauriges Leben in einer kleinen Mietwohnung in Berlin. Erst als Effi krank wird, lassen sich die Eltern vom Arzt überreden ihr zu verzeihen und sie wieder zuhause aufzunehmen. Doch Effi verstirbt mit etwa dreißig Jahren in ihrem Elternhaus.

Abschiedsworte müssen kurz sein wie Liebeserklärungen.

Theodor Fontane