Düfte in Frankreich
„Ich könnte Korsika mit verbundenen Augen am Duft erkennen.“ Wer mag das über die wunderschöne Insel im Mittelmeer gesagt haben? Richtig, es war Napoleon Bonaparte höchstpersönlich, der vor über 200 Jahren so oder so ähnlich über seine geliebte Heimatinsel urteilte. Besonders im Frühling ist der charakteristische Duft der Macchia-Pflanze gepaart mit verschiedenen Kräutern wie Rosmarin und Thymian auf Korsika allgegenwärtig. Dieser für Korsika so typische Duft ist dabei nur einer von vielen Düften, die man mit Frankreich bzw. einzelnen Landesteilen verbindet. Ob Crêpes aus der Bretagne, Sauerkrautauflauf aus dem Elsass, blühende Lavendelfelder in der oder die Parfümerien in Grasse - jede Region hat ihren ganz eigenen Duft, denn Frankreich ist nicht nur ein Land des Genusses, sondern auch des Geruchs. Neugierig geworden? Dann schärft Eure olfaktorischen Sinne und kommt mit auf eine verführerische Reise durch das wunderbare Frankreich.
Parfumhauptstadt Grasse
Wer Patrick Süskinds weltbekannten Roman Das Parfum gelesen hat, der wird sie kennen. Die Rede ist von Grasse, einer Kleinstadt im hügeligen Hinterland der Côte d’Azur. Mit den vor allem in gelb und ocker gestrichenen Fassaden ist die Stadt nicht nur optisch ein Hingucker, denn Grasse hat sich seit dem 19. Jahrhundert einen Namen als Welthauptstadt des Parfums gemacht. Parfümerien wie Fragonard, Molinard und Galimard haben hier ihren Sitz. Da verwundert es nicht, dass sich hier alles um die Herstellung der verschiedensten Duftkreationen dreht, einen Besuch in einer der Parfumfabriken solltet Ihr euch nicht entgehen lassen. Wer seinen eigenen Duft kreieren möchte, der bucht am besten gleich einen Parfumworkshop, bei dem man zuerst in das Geheimnis der Parfumherstellung eingeweiht wird, bevor man nach Herzenslust loslegen kann. Und wer danach noch nicht die Nase voll hat, dem empfehlen wir unbedingt einen Besuch des Parfummuseums und dessen Garten.
Das blau-violette Gold der Provence
Kein Bild steht so sehr für die südfranzösische Provence wie die endlosen Lavendelfelder. Wenn die Felder in voller Blüte stehen - die beste Reisezeit hierfür ist von Juni bis Mitte August - dann erlebt man ein wahres Fest für die Sinne. Blau-violett, soweit das Auge reicht, das ständige Zirpen der Zikaden in den Ohren und natürlich der betörende Duft des Lavendels. Ein Besuch in einer der zahlreichen Lavendeldistellerien ist für einen Urlaub in der Provence ein absolutes Muss. Das Städtchen Coustellet hat der berühmtesten Pflanze Südfrankreichs sogar ein Museum gewidmet. Für diejenigen unter Euch, die immer auf der Suche nach einem besonderen Fotomotiv sind, hier ein kleiner Tipp: Die alte Abtei von Sénanque gibt während der Lavendelblüte ein wunderbares Bild inmitten der Felder ab.
Doch nicht nur der Lavendel ist so charakteristisch für (Süd)-Frankreich. Im Sommer duftet es überall nach mediterranen Pflanzen wie Rosmarin, Wacholder, Thymian und Salbei - ein olfaktorischer Genuss! Apropos Genuss: Im Februar, wenn es in Deutschland noch trist und kalt ist, findet an der Côte d’Azur ein ganz besonderes Fest statt, bei dem sich alles um eine gelbe Frucht dreht. Genau, die Rede ist vom Zitronenfest. Zwei Wochen lang steht die Zitrusfrucht in Menton nahe der italienischen Grenze im Mittelpunkt.
Machen wir einen Sprung vom mediterranen Süden Frankreichs in den Westen des Landes, genauer gesagt in das Loire-Tal, das den passenden Beinamen „Garten Frankreichs“ trägt. Besonders im Frühling stehen die prachtvollen Gartenanlagen der berühmten Loire-Schlösser in voller Blüte. Da kann ein ausgedehnter Spaziergang bspw. durch die wundervollen Gärten von Villandry schon mal die Sinne vernebeln - so vielfältig duften die verschiedenen Pflanzen. Dass der Gartenbau an der Loire einen sehr hohen Stellenwert hat, merkt man nicht zuletzt beim Besuch des internationalen Gartenfestivals auf Schloss Chaumont-sur-Loire, das jedes Jahr von April bis Oktober stattfindet.
Riechen wie Gott in Frankreich
Naja, zugegeben, so ganz stimmt das Sprichwort nicht, aber die französische Küche ist fest verbunden mit unverwechselbaren Gerüchen nach einem intensiven Munster-Käse aus dem Elsass, frisch gefangenen Austern aus der Normandie oder auch edle Trüffel aus dem Périgord, bei deren Suche übrigens Schweine aufgrund ihrer feinen Nase mithelfen. Doch bleiben wir beim Käse. Jede französische Region hat ihren ganz eigenen, charakteristischen Käse und damit auch ganz eigenen Duft. Comté aus dem Jura, Camembert aus der Normandie, der bereits erwähnte Munster aus dem Elsass und nicht zu vergessen der sehr intensive korsische Sartène, für den man besonders abgehärtet sein sollte. Klar, manche Käse riechen eher als dass die duften, aber dennoch macht jeder Käse einen kleinen Teil des französischen Duft-Pot-pourris aus.
Und was lieben die Franzosen genauso wie ihren Käse? Richtig, ihre hervorragenden Weine. Önologen werden zustimmen: Jeder Wein hat sein ganz eigenes Aroma, seinen ganz eigenen Geruch. Nicht umsonst wird bei einer Weinprobe erst einmal genüsslich am Glas geschnuppert, bevor man eine Kostprobe nimmt. Egal, ob Ihr nun eher Rot - oder Weißwein favorisiert, nehmt Euch bei Eurem nächsten Glas Wein etwas Zeit und versucht doch mal, die verschiedenen Aromen zu entdecken. Santé!
Nur ein Baguette? Iwo!
Dass das Baguette mehr als nur ein Brot für die Franzosen ist, bekam man Anfang des Jahres mit, als die Supermarktkette Leclerc den Preis für ein Baguette auf € 0,29 festlegte. Ein Sturm der Entrüstung unter den tausenden kleinen Boulangeries brach los, weil das Bäckereihandwerk und damit auch die Herstellung von Baguettes in Frankreich noch sehr traditionell geprägt ist. Viele fühlten sich in ihrer Existenz bedroht, wenn eine Supermarktkette eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel Frankreichs zum Schleuderpreis anbietet. So charakteristisch das Baguette für Frankreich ist, so sehr verbinden wir auch den himmlischen Duft von frisch gebackenen französischen Baguettes mit Genuss. Also worauf wartet Ihr noch? Ab nach Frankreich und auf in die nächste Bäckerei! Und für alle, die es nicht erwarten können, backt Euch mit diesem Rezept doch einfach selber ein Baguette.
Zutaten:
Für das Grießpoolish
- 75 g Mehlmischung französisches Baguettemehl T65
- 150 g Hartweizengrieß
- 285 ml Wasser
- 2 g Hefe
Für den Teig
- 512 g Grießpoolish
- 525 g Mehlmischung französisches Baguettemehl T65
- 220 ml Wasser
- 15 g Backmalz
- 18 g Salz
- 6 g Hefe
Zubereitung:
1.Tag
Für den Grießpoolish das Baguettemehl, den Hartweizengrieß, das Wasser sowie die Hefe mit einem Schneebesen verrühren und abgedeckt bei Raumtemperatur für etwa 18 Stunden (über Nacht) stehen lassen.
2.Tag
Für den Hauptteig das Grießpoolish sowie die restlichen Zutaten (ohne Salz) mit einem Handrührgerät mit Knethaken erst auf niedrigster, dann auf höchster Stufe ca. 10 Minuten lang kneten. Für eine rustikale, unregelmäßige Porung das Salz erst 2 Minuten vor Knetende zugeben. Den Teig abgedeckt 1 Stunde ruhen lassen. Anschließend in 3 Portionen zu je 420 g abwiegen. Die Teiglinge auf ca. 15 cm Länge vorrollen und nach einer kurzen Entspannungszeit von ca. 1 Minute zum Baguette von ca. 40 cm ausrollen. Dabei die Enden leicht spitz ausformen. Die fertigen Teiglinge in Hartweizengrieß rollen und (in einer Gärbox) abgedeckt ca. 30 Minuten ruhen lassen. Anschließend die Baguettes auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, mit einem (Baguetteritz)-Messer schräg einschneiden und bei 230 ° C backen. Die Temperatur nach 5 Minuten auf 210 ° C reduzieren. Backzeit ca. 25-30 Minuten.